Die digitale Transformation hat viele Organisationen dazu gezwungen, ihre bislang praktizierten Arbeitsweisen weitreichend zu überdenken. Dies gelingt nur in einem umfassenden Transformationsprozess um sich als Organisation agiler aufzustellen, um auf Kundenbedürfnisse und Marktveränderungen schnell reagieren zu können.
Eine Schlüsselkomponente dieses Transformationsprozesses im digitalen Wandel ist die Fokussierung auf Qualität im Bezug auf die Softwareentwicklung und ganzheitliches Testen im gesamten Softwareentwicklungsprozess. Dabei stellt sich die Frage, wie agile Teams unabhängig von ihrer Rolle oder ihrem Erfahrungsstand am besten unterstützt werden können, um diesen organisationsweiten Wandel erfolgreich zu bewältigen.
Qualitaet und Effizienz des Software-Entwicklungsprozesses verbessern
Folgende Aspekte spielen eine extrem wichtige Rolle bei der Softwareentwicklung und müssen in einem holistischen Ansatz betrachtet werden, um die Qualität und Effizienz des Software-Entwicklungsprozesses zu verbessern:
- Software-Entwicklungsprozess
- Software-Entwicklungslebenszyklus
- Anwendungslebenszyklus
- Produktentwicklungsprozess
- Software-Produktlebenszyklus
- Continuous Delivery/Deployment Pipeline
- Agiler Entwicklungsprozess
- DevOps-Prozess
- Iterativer Entwicklungsprozess
Die aufgeführten Prozesse beschreiben unterschiedliche Aspekte des Software-Entwicklungsprozesses und dessen Lebenszyklus.
Was definiert den Software-Entwicklungsprozess?
Der Software-Entwicklungsprozess umfasst die Planung, Entwicklung, Bereitstellung und Wartung von Software.
Welche Bedeutung hat der Software-Entwicklungslebenszyklus?
Der Software-Entwicklungslebenszyklus bezieht sich auf den gesamten Prozess von der Anforderungsanalyse bis zur Bereitstellung und Wartung von Software.
Was ist unter Anwendungslebenszyklus und Produktentwicklungsprozess zu verstehen?
Der Anwendungslebenszyklus bezieht sich auf den Lebenszyklus einer Anwendung nach der Bereitstellung und Wartung.
Der Produktentwicklungsprozess ist ein breiterer Begriff, der alle Phasen des Prozesses umfasst, von der Ideenfindung über die Produktentwicklung bis hin zur Bereitstellung zur internen Anwendung im Unternehmen, der Organisation oder als Softwareprodukt am Markt und zur Wartung.
Welche Rolle spielt der Software-Produktlebenszyklus?
Der Software-Produktlebenszyklus beschreibt den Lebenszyklus eines Softwareprodukts, von der Konzeption über die Entwicklung, den Verkauf, die Bereitstellung und Wartung bis zur technischen Überalterung, Software die niemand mehr nutzen will oder sollte, schon wegen technischer Unzulänglichkeiten.
IT-Security und der Software-Produktlebenszyklus
Bei der technischen Überalterung rückt jetzt – im Zeitalter der Cyber-Kriminalität – zusehends endlich der Faktor der IT-Sicherheit mehr und mehr in den Fokus von Unternehmen.
Die Implementierung von IT-Sicherheitsmaßnahmen in den Software-Produktlebenszyklus gewinnt zunehmend an Bedeutung, da Softwareprodukte heutzutage oft das Rückgrat von Unternehmen darstellen. Nur durch die Ergänzung wirksamer Sicherheitsprüfungen und -tests in den Entwicklungsprozess können Schwachstellen frühzeitig erkannt und behoben werden, was das Risiko von Sicherheitsverletzungen reduziert. Dies ist auch im Hinblick auf rechtliche Anforderungen wie etwa die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) von großer Bedeutung.
Sicherheitsmaßnahmen effektiv umzusetzen, indem wir sie direkt zu Anfang in den Entwicklungsprozess integrieren
Um diese Sicherheitsmaßnahmen effektiv umzusetzen, ist es wichtig, dass sie von Anfang an in den Entwicklungsprozess integriert werden. Eine Möglichkeit dafür ist, eine IT-Sicherheitskultur innerhalb des Teams zu fördern und sicherheitsrelevante Aspekte als integralen Bestandteil der Definition of Done zu betrachten.
Durch die Einführung von DevSecOps-Praktiken, welche das Sicherheitsteam von Anfang an in den Entwicklungsprozess einbeziehen, kann zudem eine enge Zusammenarbeit zwischen Entwicklung, Betrieb und Sicherheit gewährleistet werden.
Sicherheit als Schluesselkomponente: Integration von IT-Security in den Software-Produktlebenszyklus
Praxis-Beispiele fuer Faelle von Cyberkriminalitaet in Deutschland mit bezifferten Schadenssummen:
Das müssen wir uns als Verantwortliche noch einmal ganz deutlich machen. Dabei hilft es am besten wenn wir uns die Risiken und Auswirkungen vor Augen führen.
Auszugsweise nur einige beispielhafte Beispiele für Fälle von Cyberkriminalität in Deutschland mit den in der Berichterstattung bezifferten Schadenssummen:
- 2023: Ransomware-Bande Lockbit greift Logistik-Dienstleister von Zalando an, hier sollen über 250 Gigabyte an Datensätzen entwendet worden sein.
- Im Januar 2021 wurde das Pharmaunternehmen Dr. Willmar Schwabe Opfer eines Hackerangriffs. Dabei wurden Daten gestohlen und es entstand ein Schaden von mehreren Millionen Euro.
- Im Dezember 2020 wurde der deutsche Software-Hersteller Software AG Ziel eines Ransomware-Angriffs. Der Schaden wurde auf rund 80 Millionen Euro geschätzt.
- Im September 2020 wurde der Onlinehändler notebooksbilliger.de Ziel eines Hackerangriffs. Dabei wurden Kunden- und Mitarbeiterdaten gestohlen und es entstand ein Schaden von rund 1,2 Millionen Euro.
- Im Jahr 2019 wurde das Unternehmen Citycomp Opfer eines Hackerangriffs, bei dem rund 50 Terabyte an Daten gestohlen wurden. Der Schaden wurde auf 50 Millionen Euro geschätzt.
- Im selben Jahr erlitt der Automobilzulieferer Gedia einen Schaden von rund 10 Millionen Euro durch einen Ransomware-Angriff.
- Im Jahr 2018 warnte das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) Unternehmen davor Ziel eines Angriffs durch den Trojaner Emotet zu werden. Die Schäden wurde auf mehrere 1 Millionen Euro geschätzt.
- Im Jahr 2016 wurde die Deutsche Telekom durch einen DDoS-Angriff lahmgelegt, bei dem es zu massiven Störungen im Netzwerk kam. Der Schaden wurde auf mehrere Millionen Euro geschätzt.
Dabei ist zudem zu beachten, dass viele Fälle von Cyberkriminalität gar nicht erst gemeldet werden oder der Schaden nicht öffentlich bekannt gegeben wird, daher sind die genannten Fälle nur die Spitze des Eisbergs.
Vermeidbare Risiken durch bewährte Gegenmassnahmen
Auch bei der Implementierung von agilen Methoden und DevOps-Prozessen darf die IT-Sicherheit nicht vernachlässigt werden. Es ist enorm wichtig, dass die Sicherheit von Anfang an in die Planung und Umsetzung einbezogen wird, um mögliche Schwachstellen frühzeitig zu erkennen und zu beheben. Hierfür können beispielsweise IT-Security-Experten im agilen Team eingesetzt werden oder Security-Checks als Teil des Continuous-Delivery-Prozesses durchgeführt werden.
Insgesamt gilt es, IT-Security als integralen Bestandteil des Software-Produktlebenszyklus zu betrachten und sicherzustellen, dass alle beteiligten Personen und Prozesse die Bedeutung von Sicherheit verstehen und entsprechend handeln.
Die Continuous Delivery/Deployment Pipeline ist ein Prozess, bei dem die Software kontinuierlich getestet, integriert und automatisch bereitgestellt wird. Der agile Entwicklungsprozess ist ein iterativer Ansatz, bei dem Teams in kurzen, agilen Zyklen arbeiten und sich regelmäßig anpassen, um die Bedürfnisse des Kunden zu erfüllen.
Der DevOps-Prozess bezieht sich auf die Zusammenarbeit zwischen Entwicklungs- und Betriebsteams, um die Softwareentwicklung und -bereitstellung zu beschleunigen und zu automatisieren. Ein iterativer Entwicklungsprozess mit direkt angebundenem Deployment und Delivery ist ein bewährter Ansatz, bei dem ein Produkt – analog zum Prototyping – in kurzen Zyklen entwickelt und getestet wird, wobei Feedback regelmäßig eingeholt und umgesetzt wird.
Strategien zur agilen Team-Transformation
Eine der ersten Herausforderungen ist, das Bewusstsein für die Bedeutung von Testen und Qualität in allen Phasen des Software-Lieferprozesses zu schaffen.
Ein wesentlicher Ansatz hierbei ist, die Mitarbeiter*innen dort abzuholen, wo sie stehen, indem man sie auf ihre Bedürfnisse und ihre spezifischen Herausforderungen aufmerksam macht und ihnen eine Orientierung bietet. Das Erstellen von Richtlinien kann ebenfalls hilfreich sein, um eine einheitliche Basis zu schaffen und die Erwartungen zu klären. Pairing kann eine weitere effektive Taktik sein, um Wissen und Erfahrung innerhalb des Teams zu teilen und die Zusammenarbeit zu verbessern.
Qualitaetskontrolle im Fokus: Regelmaessige Reviews fuer optimale Test- und Qualitaetsstandards
Um sicherzustellen, dass die Teams auf dem richtigen Weg sind und die Qualität von Software und softwarebasierten digitalen Services kontinuierlich verbessert wird, ist es entscheidend, regelmäßige Überprüfungen der Tests und Qualitätsstandards zu implementieren.
Durch regelmäßige Reviews können potenzielle Probleme oder Engpässe frühzeitig erkannt und behoben werden. Diese qualitativen Checks bieten die Möglichkeit, den Fortschritt zu bewerten, die Einhaltung der definierten Qualitätsstandards zu überprüfen und Verbesserungsmöglichkeiten zu identifizieren.
Während der Reviews sollten alle relevanten Stakeholder, einschließlich Tester, Entwickler und Produktmanager, einbezogen werden. Gemeinsam können sie den aktuellen Status der Tests und Qualitätsmaßnahmen analysieren, Best Practices teilen und Erfahrungen austauschen. Dies fördert die Zusammenarbeit und trägt dazu bei, dass das alle involvierten Teams ein gemeinsames Verständnis für die Bedeutung von Testen und Qualität entwickelt.
Darüber hinaus ermöglichen regelmäßige Reviews auch eine frühzeitige Anpassung der Teststrategie und -prioritäten, um auf veränderte Anforderungen oder neue Erkenntnisse zu reagieren. Durch diese kontinuierliche Verbesserung wird die Qualität des Produkts langfristig gesteigert und das Risiko von Qualitätsproblemen minimiert.
Indem regelmäßige Reviews als fester Bestandteil des Test- und Qualitätsprozesses etabliert werden, erhält das Team wertvolle Einblicke und kann rechtzeitig Maßnahmen ergreifen, um die Qualität kontinuierlich zu optimieren. Es ist wichtig, dass diese Reviews in einem offenen und lernorientierten Umfeld stattfinden, in dem konstruktives Feedback gefördert wird und Verbesserungen gemeinsam erarbeitet werden. Durch diesen proaktiven Ansatz kann das Team seine Fähigkeiten und Methoden kontinuierlich weiterentwickeln und einen hohen Qualitätsstandard über den gesamten Software-Produktlebenszyklus hinweg aufrechterhalten.
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